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Goethes Italienreise 1786-88 war für ihn ein prägendes Erlebnis. Weniger beeindruckt hat ihn, dass er in Malcesine am Gardasee als Spion verdächtigt wurde, da er dort sehr gekonnt Gebäude an der Küste zeichnete. Erst 30 Jahre später veröffentlich er seine „Italienische Reise“ . Seine Italien-Erfahrung hat das deutsche Bild von Italien bis heute beeinflusst. Mediterrane Kultur mit Sinnlichkeit als Gegenpol zur nordischen Verstandeskultur:
Italien als Sehnsuchtsland der Deutschen.
Schon 1800 galt Italien als Inbegriff von Lebensqualität für Künstler und junge Adelige. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein kommerzieller Tourismus; erste organisierte Touren bot Thomas Cook an. HAPAG LLOD organisierte ab dem Winter 1891 die legendären "Mittelmeerreisen".
Riva am Gardasee, Ölgemälde von Arnhout, 1897
Noch heute kann man an vielen italienischen Seen sehr weite Strecken unmittelbar am Ufer entlangwandern; versuchen Sie dies einmal an unseren deutschen Gewässern. Die Fischerhütte an der Landspitze von Riva ist allerdings Vergangenheit.
Die Alpen mussten noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr mühsam überwunden werden. Tunnel- und Viaduktbau brachten kurz vor der Jahrhundertwende große Reisebequemlichkeit. Die Alpen waren aber nochmals ein unüberwindbares Hindernis: Lange nach den ersten weiten Flugrouten konnten die Alpen (wegen der erforderlichen Flughöhe) erst 1930 mit Linienmaschinen bezwungen werden: Jetzt war der Süden ganz nah; allerdings immer noch nur für Begüterte.
1950 brachten uns italienische junge Männer als "Gastarbeiter" noch in der Nachkriegs-Tristesse wieder ein neues Lebensgefühl. Und: Italien wurde für uns Deutsche erneut zum Sehnsuchtsland und Ziel unserer Sommerreisen. Italienische Musik, entspannte Lebensart. tolles Essen: Das war nach unserem Geschmack.
Die Globalisierung lässt unsere Wahrnehmung nationaler Kulturen heute ziemlich verschwimmen. Wir freuen uns, wenn Sie in unserer kleinen Ausstellung wieder ein wenig vom sehr spezifischen Italienzauber spüren und ein gutes Gefühl mitnehmen: Wie schön unsere Welt doch ist. Nicht nur in Deutschland und in Italien.
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